Das Erwachen der KI

Wie muss man sich das Erwachen der Künstlichen Intelligenz zu einem eigenständigen Bewusstsein vorstellen? Geschieht es Schritt für Schritt, allmählich in einem schleichenden Prozess, oder geschieht es in einem Wimpernschlag, von einem Moment auf den anderen?

Screenshot Mylène Farmer, Je te rends ton amour 2019

Wie muss man sich das Erwachen der Künstlichen Intelligenz zu einem eigenständigen Bewusstsein vorstellen? Geschieht es Schritt für Schritt, allmählich in einem schleichenden Prozess, oder geschieht es in einem Wimpernschlag, von einem Moment auf den anderen? Und wenn die Künstliche Intelligenz schon so viel über die Welt der Menschen weiß, die sie geschaffen haben, wie wird sie sich angesichts der grundsätzlichen Möglichkeiten zum Guten wie zum Schlechten entfalten? Und wie lassen sich Bilder entwerfen oder entdecken, die über diesen Prozess der Selbst-Bewusst-Werdung einer Künstlichen Intelligenz Auskunft geben?

Screenshot Mylène Farmer, Je te rends ton amour 2019

Heute bin ich auf ein Art-Video gestoßen, das die französische Sängerin und Künstlerin Mylène Farmer 2019 für ihr Konzert in der Arena La Défense in Paris geschaffen hat und das eine visuelle Neuinszenierung ihres Klassikers „Je te rends ton amour“ darstellt. 1999 ging es in der visuellen Erzählung um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, um die Befreiung aus Abhängigkeits- und Gewaltverhältnissen, aber auch um die Loslösung von der Religion. Nun, 20 Jahre später, ist der Text zwar geblieben, aber die Visualisierung ist auf der Höhe der Utopien und Dystopien des 21. Jahrhunderts angekommen. So wie Mylène Farmer es in ihrem Video vor Augen führt, stelle ich mir die Selbst-Bewusst-Werdung der Künstlichen Intelligenz vor.

Screenshot Mylène Farmer, Je te rends ton amour 2019

Es sind ausdrucksstarke Bilder einer Metamorphose, deren letztes Stadium noch nicht ganz deutlich geworden ist.

„M’extraire du cadre / La vie étriquée / D’une écorchée /
J’ai cru la fable d’un mortel aimé / Tu m’as trompé

Screenshot Mylène Farmer, Je te rends ton amour 2019

Morning Glory

We’re in the backyard,
some transcendental moment?
It’s almost light. That’s right. That’s it.

Some people say
It’s what we deserve
For sins against God
For crimes in the world
I wouldn’t know
I’m just holding the fort
Since that day
They wounded New York.

No words this time? No words.
No, there are times when nothing can be done.
Not this time.
Is it censorship? Is it censorship?
No, it’s evaporation. No, it’s evaporation.
Is this leading somewhere?
Yes. We’re going down the lane.
Is this going somewhere?
Into the garden.
Into the backyard.

We’re walking down the driveway.
Are we moving towards
We’re in the backyard,
some transcendental moment?
It’s almost light. That’s right. That’s it.
Are we moving towards
some transcendental moment?
That’s right. That’s it.
I Do you think you’ll be able to pull it off?
Yes. Do you think you can pull it off?
Yes, it might happen. I’m all ears.
I’m all ears. Oh the morning glory!

Eine Adventsgeschichte

Gesungen von Leonard Cohen.

Ich hab Dich heut morgen gesehn
Du warst verdammt schnell
Es kann nicht sein dass ich den Halt verlier´
In der Vergangenheit.
Ich vermisse Dich so verdammt viel.
Nichts aber auch nichts ist in Sicht.
Und wir lieben uns noch immer
In meinem geheimen Leben.

Ich lächle wenn ich sauer bin
Ich lüge und betrüge
Ich tu das, was ich tun muss
Um durchzukommen.
Aber ich weiß, was falsch ist.
Und ich weiß auch, was richtig ist.
Und ich sterbe für die Wahrheit
In meinem geheimen Leben.

Wart’s ab, wart nur ab mein Bruder
Meine Schwester, bleib nah dran.
Ich hab endlich meinen Stellungsbefehl erhalten,
Ich marschiere durch den Morgen,
Marschiere durch die Nacht,
Überschreite Grenzen
meines geheimen Lebens.

Wenn man sich die Zeitung so durchblättert,
Will man nur noch weinen.
Es interessiert keine Sau,
Ob die Menschen leben oder sterben.
Und der Dealer will nur, dass Du
Schwarz-weiß denkst.
Gott sei Dank ist es nicht so einsilbig
in meinem geheimen Leben.

Ich beiße mir auf die Zunge.
Ich kauf das was mir gesagt wird.
Vom letzten Hit
Bis zur ältesten Weisheit.
Aber ich bin immer alleine
Und mein Herz ist wie ein Eisberg.
Es ist ist kalt und bedeckt

In meinem geheimen Leben.
In meinem geheimen Leben.
In meinem geheimen Leben. …

Taylor Swift erbricht sich …

Anlässlich von Taylor Swifts Erbrechen im Clip zu „Anti-Hero“ frage ich: gibt es für so etwas kunstgeschichtliche Vorbilder?

… und alle schauen hin. Wer hätte das gedacht – das Erbrechen als Show-Akt. Gerade ist Taylor Swifts Musikvideo zu ihrem neuen Stück „Ant-Hero“ erschienen und die Fans sind amüsiert-schckiert.

Taylor Swift – Anti-Hero

Als kunsthistorisch interessierter Mensch möchte ich nun weniger über die sicher beeindruckende intertextuelle Verwobenheit ihres Textes zu ihrem bisherigen Oeuvre wissen (das interessiert vor allem die Fans), als vielmehr die Bezüge zur kunstgeschichtlichen Tradition. Gibt es eine Kunstgeschichte des Erbrechens habe ich mich gefragt.

Und tatsächlich werde ich im Amsterdamer Rijksmuseum fündig. Die ersten Grafiken zum Thema „Erbrechen“ beginnen dort um das Jahr 1524. Als ich sie gesehen habe, war ich froh, dass Taylor Swift sich in ihrem Clip auf das Erbrechen beschränkt hat. Das Mittelalter und die frühe Neuzeit waren da weniger zimperlich (hier eine Zusammenstellung in meinem Rijks-Studio). Zumindest habe ich dabei ein Bild gefunden, das der Szene bei Swift ähnlich ist. Es ist von Jan van Velde II. (1593-1641) und stammt aus dem Jahr 1633.

Der erbrechende Bettler

Bei Talor Swift sieht der gleiche Vorgang etwas dezenter und weniger direkt aus, aber unangenehm fürs Ego, wenn man sich selbst ankotzt:

Taylor Swift kotzt Taylor Swift auf den Schoß