Frohe Ostern!

Das Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik wünscht Frohe Ostern!

1440 malte der Klosterbruder und Künstler Fra Angelico ein Bild an eine Wand einer Zelle des Klosters San Marco in Florenz, das, wenn man es in seine Teile zergliedert, auch als moderne Annäherung an Ostern gelesen werden kann.

Am Anfang steht das suchende Schauen:

Dann folgt die Überraschung, die erklärungsbedürftig ist:

Unerklärlich erscheinende Ereignisse bedürfen der kommunikativen Vergewisserung unter Menschen, weshalb Freund:innen zu Rate gezogen werden:

Und aus der kommunikativen Vergewisserung kommt der religiöse Schluß: er muss auferstanden sein:

Damals wie heute bezieht sich die Erzählung von der Erfahrung der Auferstehung auf Menschen, die durch den Graben der Geschichte vom eigentlichen Geschehen getrennt sind und nur in der Meditation die Ereignisse vergegenwärtigen können.

Und wer jetzt noch wert auf das ganze Bild in der Klosterzelle des 15. Jahrhunderts legt, hier ist es:

Frohe Ostern!

Falschmeldungen und Verzerrungen

Wie man Hass erzeugt, indem man mit Worten die Fakten verschleiert.

Klaus Kelle veröffentlicht auf seinem Blog einen Text vom Blog von Boris Reitschuster, in dem dieser ein Posting auf X von Yvonne Kussmann bespricht. Ein Spiel über die Bande. Die Schlagzeile lautet: Opfer zweiter Klasse: Zwei Mordopfer, denen keiner eine Träne nachweint. Das ist, man ahnt es schon, unwahr (ganz abgesehen vom impliziten Widerspruch, dass Reitschuster beteuert, er habe beim Lesen des Posts geweint). Denn eine kurze Suche zeigt, dass nicht nur die Medien über die Tat berichtet haben, sondern sich auch zahlreiche Menschen und Politiker:innen betroffen dazu geäußert haben. Aber man kann ja einfach mal das Gegenteil behaupten – wer überprüft das schon? Das Posting von Frau Kussmann lautete so:

„Zwei ukrainische Jungs, die Schutz in Deutschland erhielten, werden von einer Bande Migranten auf offener Straße getötet. Außer ein paar Meldungen in diversen Medien geschieht nichts. Kein einziger Politiker äußerte sich bis dato.

Wer entdeckt die Fehler? Ohne weitere Recherche kann man schon auf der semantischen Ebene die Demagogie spüren. Natürlich sind auch die „zwei ukrainischen Jungs“ Migranten, was sollten sie sonst sein? Eine derartige Schlagzeile hört sich aber in rechten Ohren nicht mehr so gut an: Zwei Migranten werden von einer Migranten-Bande getötet. Das hätte keinen Rechten interessiert. Also muss man so tun, als gehörten die einen als Fast-Bio-Deutsche zu ‚uns‘ und die anderen als Migranten eben nicht. Das stellt die Fakten auf den Kopf. Haupttäter ist ein deutscher Staatsbürger mit türkischem Hintergrund. Opfer des Geschehens aber sind in Wirklichkeit:

die bereits erwähnten zwei 17- und 18jährige Ukrainer,
ein 14jähriger Syrer und
eine 13jährige Deutsch-Libanesin

Man unterschlägt die anderen Opfer einfach, sind ja nur Migranten. Tatverdächtig sind:

ein 14jähriger Grieche,
zwei 14- und 15jährige Syrer und
ein 15jähriger Deutsch-Türke

Die Polizei vermutet, dass diese zu einer bekannten Jugendbande gehören und die anderen Jugendlichen berauben wollten. Das ging grauenhaft schief. Zumindest gilt der Deutsch-Türke als einschlägiger Intensivtäter. Damit stellt sich die Sachlage aber ganz anders dar. Weiterhin gibt es Opfer und der Tat Beschuldigte, aber von den acht am Ereignis Beteiligten sind zwei Deutsche, nämlich ein Opfer und der Haupttäter. Da kann man aber nicht mehr eine so schöne Migranten-feindliche Story draus machen. Das stört Boris Reitschuster überhaupt nicht. Er schreibt:

Und jetzt stellen wir uns einfach mal kurz vor,
die zwei jungen ukrainischen Flüchtlinge wären von Deutschen getötet worden.

Sind sie aber – von einem deutschen Staatsbürger. Und nun? In Potsdam hätte man vermutlich gesagt: diesen nichtintegrierten Deutschen schieben wir ab und alle anderen gleich mit.