Neujahrskarte Wiener Werkstätte 1910, Designer Wilhelm Jonas, Auftraggeber Brüder Köhn
Tà katoptrizómena, das Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik wünscht allen ein schönes, friedlicheres und gesünderes Neues Jahr 2024! Wir versichern Ihnen, unser Bestes zu geben, dass es ein gutes Jahr wird: לשנה טובה תכתבו. Die obige Karte wurde vom Verlag Brüder Kohn aus Wien nach einem Stoffentwurf der Wiener Werkstätte 1910 gedruckt:
Die Gemeinschaft [Wiener Werkstätte] strebte im Zusammenhang mit der Wiener Kunstgewerbeschule und der Wiener Secession eine Erneuerung der Kunst auf Basis handwerklicher Gediegenheit an. Wien sollte zum Zentrum geschmacklicher Kultur auf dem Gebiet des Kunstgewerbes werden. Das Unternehmen … hatte eine klare Zielsetzung: die gesamten Lebensbereiche des Menschen gestalterisch zu vereinen, im Sinne eines Gesamtkunstwerkes. Dies begann mit der Schaffung fortschrittlicher Arbeitsbedingungen für Handwerker und endete mit dem Wunsch, alles neu zu gestalten, egal ob Alltags- oder Schmuckgegenstände. Ziel war, nur Gegenstände außerordentlicher Eigenständigkeit und Schönheit herzustellen. So legte man sehr großen Wert auf exquisite handwerkliche Verarbeitung, nach der Devise: „Lieber zehn Tage an einem Gegenstand arbeiten, als zehn Gegenstände an einem Tag zu produzieren.“ Das besondere Verdienst der Wiener Werkstätte lag in der Überwindung der wuchernden Jugendstilornamentik belgischen und französischen Stils. Nun dominierten geometrisch-abstrakte Formen, die das Kunsthandwerk des gesamten 20. Jahrhunderts beeinflussten. [wikipedia]
Die Wiener Werkstätten stellten Schmuck, Möbel, Textilien und Keramik und vieles andere her. Die Liste der beitragenden Künstler:innen liest sich wie ein Who is Who der damaligen Kunst in Österreich.
Ein Schwerpunkt der Wiener Werkstätte, an dem auch große Künstler wie Oskar Kokoschka und Egon Schiele beteiligt waren, war nicht zuletzt die Erstellung von künstlerischen Ansichtskarten:
Es wurden über 1000 verschiedene Künstlerpostkarten veröffentlicht, wovon Oskar Kokoschka dreizehn Ansichtskarten gestaltete. Andere Künstler waren Mela Köhler, Egon Schiele, Fritzi Löw und Ludwig Heinrich Jungnickel. Von insgesamt 48 verschiedenen Künstlern wurden sie entworfen. Diese Karten wurden ab 1908 fortlaufend nummeriert und werden heute von Sammlern hoch gehandelt. Die geschätzten Auflagen betrugen zwischen 200 und 1000 Stück. Die Karten wurden von 1908 bis 1915 gedruckt. Zentralverkaufsstelle der Postkarten war das 1907 errichtete Stadtlokal der Wiener Werkstätte am Graben 15 und gegenüber am Graben 16, aber auch die Filialen in Zürich und in Marienbad verkauften die Karten. Eine der teuersten in Mitteleuropa gehandelten Ansichtskarten (Krampus mit Kind, 1911) stammt aus der Wiener Werkstätte und wurde am 12. Oktober 2003 um 11.000 Euro versteigert. [Wikipedia]