IIn einem Bild von Joseph Danhauser, das als Gegenstück zu seinem Werk zum Thema „Armer Lazarus“ entworfen wurde, sieht man Lazarus zusammen mit einem Kammermohr (siehe Fundstück I) in der Armenküche eines Klosters. Es findet sozusagen eine Verbrüderung zwischen dem schwarzen Bedienten und Lazarus statt. Da Lazarus einer der wenigen Menschen ist, der jetzt schon im Paradies ist, ist diese Gleichstellung mit dem Kammermohr bemerkenswert.
Aber heutigen Betrachtern würde es schwerfallen, in dem Bild überhaupt eine Variante der Geschichte vom reichen Prasser und dem armen Lazarus zu erkennen. Ohne Hilfestellungen und direkte Hinweise funktioniert das nicht mehr. Zumal der Künstler das Bild angereichert hat und es offenbar mit anderen biblischen Texten vermischt hat. Ich meine, Anspielungen auf die Fußwaschung nach dem Johannes-Evangelium erkennen zu können und darüber hinaus auch konkrete Anspielungen auf das Mahl der Emmaus-Jünger mit Jesus nach der Auferstehung (Da wurden ihnen die Augen aufgetan). Und schließlich findet sich im Hintergrund – einem Kreuzgang eines Klosters – eine Anspielung auf Jesu Weltgerichtsrede, denn hinter dem Paar mit dem reichen Prasser sehen wir einen Opferstock, der in der Kirche traditionell der Geldsammlung für die Armenspeisung dient. Also ein überaus dicht codiertes Bild.